Antrag der Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Offenburg auf Einführung eines neuen Tarifs für die Freibadnutzung

Offenburg, den 29.11.2021

Betreff: Antrag auf Einführung eines neuen Tarifs für die Freibadnutzung

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Steffens, sehr geehrter Herr Hockenjos, sehr geehrte Mitglieder des Aufsichtsrats der Offenburger Bad GmbH,

die Mitglieder der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen haben ihre Vertreter im Aufsichtsrat Stegermattbadbeauftragt, im Aufsichtsrat am 7. 12. 21 folgenden Antrag zur Diskussion und zur Abstimmung zu stellen:

1.) die Einführung eines ermäßigten Tarifs des Freizeitbads Stegermatt für die ausschließliche Freibadnutzung in den     Sommermonaten und

2.) diesen Tarif wie folgt festzusetzen: 

 – Frühschwimmer 2,20 Euro, Kurzzeittarif (1,5 Stunden) 2,70 Euro, Kurzzeittarif (drei Stunden) 3,80 Euro, Tagestarif    4,30 Euro für Erwachsene

 – Frühschwimmer 1,50 Euro, Kurzeittarif (1,5 Stunden) 1,80 Euro, Kurzzeittarif (drei Stunden) 2,50 Euro, Tagestarif 3,00 Euro für Kinder ab vier Jahren.

Wir begründen unseren Antrag wie folgt:

Vor dem Neubau des Stegermattbads war das Freibad für viele Offenburger jahrzehntelang im Sommer ein häufig frequentierter Aufenthaltsort. Hier haben sich unter anderem Rentner regelmäßig zum Frühschwimmen sowie Mütter und/oder Väter und ihre Kinder vom Baby- bis einschließlich Grundschulalter mit ganzen Gruppen anderer Familien getroffen. Da die Eintrittspreise erschwinglich waren, wurde das Freibad bei guten Wetterlagen oft wochen- oder sogar monatelang für diese Nutzergruppen zum zweiten Wohnzimmer, insbesondere auch für die einkommensschwächeren Bürger und Bürgerinnen, die oftmals zuhause nicht über einen Garten mit kühlendem Schatten verfügen. Viele Offenburger haben sehr schöne Erinnerungen an diese Zeiten und haben in den Sommern während des Neubaus die baldige Wiedereröffnung „ihres“ Stegermattbads herbeigesehnt.

Nach der Eröffnung des neuen Freizeitbads Stegermatt sind die Eintrittspreise für einen Freibadbesuch für viele von ihnen, insbesondere Elternteile mit Kindern, jedoch unerschwinglich geworden. Sie alle müssen seitdem nämlich die regulären Eintrittspreise für das Kombibad selbst dann entrichten, wenn ihnen bei warmen bis heißen Wetter die Nutzung des Außenbereichs völlig ausreichen würde. Begründet wird dieser hohe Tarif durch die Betreiber immer wieder mit der mangelnden Trennbarkeit zwischen Außen- und Innenbereich in einem Kombibad, die eine isolierte Freibadnutzung unmöglich mache.

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Eine Mutter oder ein Vater mit zwei Kindern im Grundschulalter bezahlt derzeit für einen Tag oder ganzen Nachmittag im Freizeitbad 16,10 Euro – und zwar selbst dann, wenn das Hallenbad überhaupt nicht genutzt wird. Das sind im Schnitt pro Person deutlich über fünf Euro für einen einfachen Freibad-Besuch!

Der Verweis auf den Familientarif schlägt hier fehl, da dieser noch teurer ist. Auch das häufig zitierte Sommerticket kann nicht zum Einsatz kommen, da dieses für Kinder im Grundschulalter noch nicht gilt, und sie zudem noch nicht allein ohne Aufsichtsperson das Schwimmbad besuchen können. Auch gilt es nur in den Ferien und damit nicht in den Monaten Mai bis Juli.

Unser Freizeitbad wird angesichts dieser Preisstruktur mittlerweile im Sommer hauptsächlich von Auswärtigen dies- und jenseits des Rheins besucht, für die ein Tagesausflug ein besonderes Ferien-Highlight bedeutet. In der hiesigen Bevölkerung ist indes häufiger die Klage zu hören, man habe ein Bad „für die Franzosen und nicht für die Offenburger“ gebaut.

Die zu Beginn genannten Offenburger Familien, die sich in Hitzephasen dort früher teilweise täglich aufgehalten hatten, um sich zu treffen, den Schatten und das kühle Nass zu genießen, sieht man hingegen kaum noch. Viele von ihnen sind in andere Bäder der Region wie Oberkirch, Durbach oder gar Biberach abgewandert und nehmen für deren niedrigeren Entgelte die längeren Anfahrten in Kauf. Oder sie sind auf Baggerseen ausgewichen, in denen es jedoch meist keine Badeaufsicht gibt, so dass insbesondere ein Aufenthalt mit Kindern dort mit einem gewissen Risiko verbunden sein kann.

Im Sommer 2021 war nun jedoch das Hallenbad des Freizeitbads Stegermatt über viele Wochen wegen Renovierungsmaßnahmen und pandemiebedingten Zutrittsbegrenzungen nur sehr eingeschränkt nutzbar. Man konnte in dieser Zeit über einen separaten Außeneingang das Freibad besuchen, die nötige Infrastruktur wie Toiletten und Umkleiden für eine ausschließliche Nutzung des Außenbereichs war vorhanden. Selbst an warmen Tagen am Wochenende waren keine Schlangen draußen vor den WC-Anlagen zu verzeichnen.

Die vorher als unmöglich bezeichnete Trennung zwischen Außen- und Innenbereich funktionierte unserer Beobachtung nach plötzlich reibungslos!

Für den ausschließlichen Besuch des Freibads wurde nur ein ermäßigter Tarif berechnet, der den eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten Rechnung trug. Der ebenfalls mögliche Zutritt vom Freibad zum Hallenbad gegen Entrichtung des höheren Preises wurde an dessen Eingang durch einen Mitarbeiter/ eine Mitarbeiterin kontrolliert. Offenburger Familien, zumindest diejenigen, die von der neuen Preisstruktur wussten, wurden dadurch in die glückliche Lage versetzt, sich in diesen Wochen endlich wieder regelmäßige Aufenthalte im Freizeitbad Stegermatt leisten zu können. Mit unserem Antrag möchten wir erreichen, dass die isolierte Freibadnutzung zum ermäßigten Tarif auch im nächsten Sommer ermöglicht wird, wenn das Hallenbadwieder vollumfänglich genutzt werden kann. Besucher und Besucherinnen, die auch bei warmen Temperaturen den Innenbereich nutzen wollen, sollen dies selbstverständlich weiterhin gegen Entrichtung des höheren regulären Kombitarifs tun können.

Zur Vereinfachung und zur Reduzierung des Personaleinsatzes am Eingang zum Hallenbad schlagen wir vor, zukünftig die Eintrittsarmbänder entsprechend farblich unterschiedlich zu kennzeichnen, also z.B. neben den bislang blauen auch noch rote Armbänder für die ausschließliche Freibadnutzer einzuführen. Anhand der Farben könnte das sowieso Aufsicht führende Bademeisterpersonal im Hallenbad einfach erkennen, ob die jeweilige Person den Tarif für die isolierte Freibadnutzung oder den umfassenden Kombitarif entrichtet hat. Derart wird dies teilweise auch in anderen deutschen Freizeitbädern mit Innen- und Außenbereich gehandhabt.

Es gibt genug Umkleiden („Pilze“) auf den Wiesen, da diese ohnehin weniger als die Kabinen bei einem Besuch des Hallenbades genutzt werden – viele Besucher tragen beim Besuch des Freibads die Badekleidung oft schon unter der Kleidung und lassen sich von der Sonne trocknen, bevor sie das Bad wieder verlassen. Anderenfalls wären aber auch einige wenige einfache Umkleiden problemlos und kostengünstig auf dem Rasen nachrüstbar. 

Was die Duschen betrifft, so wird im Aufsichtsrat am 7. 12. 2021 sowieso darüber diskutiert, ob hier noch eine Erhöhung der Anzahl notwendig ist. Die Praxis zeigt aber, dass Familien mit Kindern oft erst abends zu Hause duschen, um jede Minute im Freibad auszukosten. Sollte sich wider Erwarten herausstellen, dass zu Stoßzeiten in heißen Sommern die Toiletten draußen nicht ausreichen, wäre über die Schaffung einer zusätzlichen WC-Anlage nachzudenken. Allerdings ist festzustellen, dass viele Nutzer sicher gerne geringe Einschränkungen in der Infrastruktur des Bades mit geringen Wartezeiten vor den Sanitäranlagen hinnehmen würden, wenn sie dieses dafür zu deutlich günstigeren Eintrittspreisen besuchen könnten.

Wir wünschen uns, dass das Freizeitbad für die Offenburger wieder zu „ihrem“ Stegermattbad, ihrem sozialen Lebensraum, ihrem Treffpunkt wird, in dem sie sich wie früher in einem zweiten Zuhause fühlen. Wir möchten insbesondere die Familien als Nutzer zurückgewinnen, die derzeit zu anderen Freibädern der Region längere umweltschädliche Fahrten mit dem Auto zurücklegen oder die fehlende Badeaufsicht an Baggerseen hinnehmen müssen.

Mit freundlichen Grüßen,

Karin Jacobsen, Maren Seifert, Aydin Özügenc

 

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