Stellungnahme für den Gemeinderat zum Sportpark Süd von Maren Seifert

Stellungnahme für den Gemeinderat am 25.07.2022 – TOP 12

Sportpark Süd – Auslobung Planungswettbewerb

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Steffens, sehr geehrter Herr Bürgermeister Martini, sehr geehrter Herr Bürgermeister Kopp, sehr geehrte Frau Helmchen,  liebe Kollegen und Kolleginnen, 

zunächst möchte ich betonen, dass es uns – auch wenn sich die Fraktion Bündnis 90/ die Grünen bekanntermaßen mehrheitlich gegen den nun zu gestaltenden Standort im Süden unserer Stadt  ausgesprochen hat – nunmehr nicht mehr darum geht,  den Sportpark dort zu verhindern.

Nein, wir respektieren das insofern eindeutige Votum, das hier im Gemeinderat getroffen wurde, wenn auch nunmehr durch die Beschlussvorlage 046/22 und den darin befindlichen Auslobungstext noch einmal recht eindrücklich deutlich wird, dass der gewählte Standort unter ökologischen Gesichtspunkten der falsche für einen Sportpark ist.

Das unserem Antrag zugrunde liegende Anliegen ist jetzt vielmehr, die Planung des Sportparks Süd kritisch und konstruktiv zu begleiten und Sorge dafür zu tragen, dass die Eingriffe in Umwelt und Natur so verträglich wie irgend möglich ausgestaltet werden. 

In der Beschlussvorlage für die weitere Planung dieses riesigen – 25 ha großen – und teils ökologisch wertvollen Gebiets wird jedoch kein einziges strategisches ökologisches Ziel genannt. Dies erscheint uns als geradezu symptomatisch für einen viel zu eingeschränkten Blickwinkel, der sich leider auch nachteilig im Auslobungstext niedergeschlagen hat. 

An mehreren Stellen, die in meinem Antrag alle einzeln und ausführlich aufgeführt werden, sind dort nämlich besonders schützenswerte Bereiche im Planungsgebiet aufgelistet, die Lebensraum für Mensch und Tiere darstellen. Allerdings nur, um schon im nächsten Atemzug die Wettbewerbsteilnehmer umgehend darauf hinzuweisen, dass Ersatz- oder Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden können, der Erhalt im Planungsgebiet also nicht erforderlich ist.

Es bleibt offen, wo diese Flächen in räumlicher Nähe geschaffen werden und wie die Tiere, besonders Eidechsen und Fledermäuse, in die planexternen Habitate umgesiedelt werden können. Außerdem wird verkannt, dass Ersatzpflanzungen an anderer Stelle gerodete Bäume im Sportpark Süd kurz- und mittelfristig nicht ersetzen können, weil junge Bäume zu klein sind, um schon als Lebensräume für Tiere zu fungieren.

Ganz abgesehen davon können sie mit deutlich geringerer Krone und dementsprechend viel weniger Laub auch nicht die positiven Auswirkungen auf das Stadtklima entfalten, wie die größeren und älteren Bäume im Planungsgebiet.  In unseren heißer werdenden Sommern wird jedoch Klimaanpassung immer wichtiger und muss besonders auch bei der Beplanung  derart großerFlächen berücksichtigt werden.  Nicht nur die planungsrelevanten Tierarten, sondern auch Menschen- egal ob gerade sportlich aktiv oder nicht -freuen sich bei Temperaturen von bis zu 38 Grad, wie sie derzeit herrschen, über jeden Schatten, den sie aufsuchen können. Vitale Bäume sind zudem wegen ihres kühlenden Effekts essenziell für die Aufenthaltsqualität, auch im Sportpark Süd!

Wer angesichts der immer häufiger vorkommenden Hitzetagen immer noch nicht begreift, dass wir für den Erhalt eines jeden Baumes kämpfen müssen, hat die Zeichen der Zeit leider nicht verstanden.

Wir sind daher der Ansicht, dass man den Auslobungstext unmissverständlich so formulieren muss, dass die schützenswerten Bereiche im Plangebiet zu erhalten sind. Nur wenn man die Wettbewerbsteilnehmer explizit dazu auffordert, kreative Ideen zu entwickeln, wie man die Gebiete -oder zumindest einen Teil davon – erhalten kann, anstatt  sofort auf Ersatz- und Ausgleichsflächen hinzuweisen, gibt es eine Chance, dass hier ökologisch wertvolle Lebensräume gesichert werden können.

In der Auslobung wird aber nicht nur der Erhalt schützenswerter Flächen nicht ausreichend verbindlich formuliert, sondern es werden auch andere Vorgaben in baulicher Hinsicht vorgenommen, die ökologischen Zielsetzungen widersprechen.

Im regionalen Grünzug, der als ökologische Ausgleichsfunktion dient und in den der Sportpark im Südosten hineinragen wird, sollen ausnahmsweise auch bauliche Anlagen zulässig sein. 

Und sogar in der Wasserschutzzone 2 werden Kunstrasenplätze ermöglicht, die erwiesenermaßen so umweltschädlich sind, dass das Land Baden-Württemberg sie schon seit fast vier Jahren nicht mehr finanziell fördert und die die Europäische Union möglicherweise noch in diesem Jahr generell, das heißt überall und nicht nur in Wasserschutzgebieten, verbieten wird. 

Unsere Fraktion ist der Ansicht, dass auf bauliche Anlagen im regionalen Grünzug verzichtet werden und dort – wenn überhaupt – nur die Anlage von Rasenplätzen zulässig sein sollte. Außerdem wollen wir dem drohenden Verbot von Kunstrasenplätzen durch die Europäische Union schon heute Folge leisten und stattdessen im gesamten Plangebiet ausschließlich Naturrasenplätze anlegen. Wenn die Kunstrasenplätze untersagt werden, können wir sie sowieso nicht mehr errichten, egal, ob bis dahin möglicherweise etwas weniger umweltschädliche neue Kunstrasenarten entwickelt wurden oder nicht.

Wir beantragen daher, den Auslobungstext wie in unserem Antrag ausgeführt abzuändern.

Sollten Sie alle, die Sie über unseren Antrag zu befinden haben werden, der Auffassung sein, dass man nicht zu strikte ökologische Vorgaben machen darf, dann sei daran erinnert, dass es in unserer Stadt nach anfänglichen Widerständen gelungen ist, ein ganzes Schwimmbad um eine riesige Rotbuche herumzubauen. Wenn der politische Wille und entsprechende Vorgaben für die Wettbewerbsteilnehmer da sind, ist also planerisch vieles machbar!

Sehr geehrte Damen und Herren, ich ahne bereits, wie manche von Ihnen gleich sagen werden: „Aber nein, in diesem konkreten Fall ist das nun aber nicht möglich“.

Das erinnert mich an einen Spruch, der zu unser aller politischen Leitmotto werden sollte: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hats einfach gemacht.“

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns doch ein bisschen Vertrauen zu den Landschaftsarchitekten und Architekten haben, dass sie trotz verbindlicherer Vorgaben zu guten, einfallsreichen Lösungen kommen werden. Es reicht uns doch schon, wenn ein einziger von ihnen kommt, und es einfach macht!

Also springen Sie über Ihren Schatten und stimmen Sie unserem Antrag zu. Sollte er angenommen und damit ökologische Belange bei der Planung des Sportparks Süd verstärkt in den Fokus genommen werden, wird unsere Fraktion der Durchführung des Wettbewerbs zustimmen.Anderenfalls sehen wir uns gezwungen, den Beschlussvorschlag mit großer Mehrheit abzulehnen. 

Vielen Dank!

Maren Seifert, Mitglied der Grünen Gemeinderatsfraktion Offenburg

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