Antrag der Grünen Fraktion zum Stadtwald Kehl

Für die Gemeinderatssitzung am 18.11.2020 reichte die Kehler Grüne Fraktion folgenden Antrag zum Themenfeld Kehler Stadtwald ein:

  • Forsteinrichtung 2021-2030
  • Ausweisung von Waldrefugien
  • Maßnahmenflächen für die Bechsteinfledermaus

Es war eine richtige Entscheidung im November 2019 eine Projektgruppe Wald einzurichten, die sich in mehreren Treffen intensiv dem Thema widmen konnte. u  Aus diesen Arbeitssitzungen wurde als Ergebnis ein Zielepapier formuliert, dass den Ortschaften zur Beratung diente und heute schlussendlich im Gemeinderat beschlossen werden soll. Wir begrüßen den Vorschlag sehr, die Reihenfolge der Schwerpunkte für die zukünftige Waldbewirtschaftung so festzulegen: Ökologie/Soziales/Ökonomie. Unter diesen Rahmenbedingungen wird es möglich sein, den Wald nicht ausschließlich nur unter Nutzungsaspekten zu bewerten.

Die Frage ist nicht, was wir vom Wald erwarten, sondern was der Wald von uns erwartet. Der Wald hat bei den Deutschen einen besonderen Stellenwert und ist deren liebstes Ökosystem. Jetzt ist dieses System krank und braucht Hilfe. Unter Experten ist unstrittig, dass der Klimawandel dem Wald einiges an Veränderungen abverlangt um bestehen zu können. Die Frage ist, wie viel menschliche Hilfe das Ökosystem Wald braucht.

Deutschlandweit laufen verschiedene wissenschaftliche Projekte und  Lösungsmöglichkeiten werden diskutiert. Der Staat und die Länder unterstützen mit Millionenbeträgen Maßnahmen zur Stabilisierung des angeschlagenen Systems Wald. Fast alle von uns können sich noch an das Waldsterben in den Achtzigerjahren erinnern. Durch gesetzliche Regelungen konnte der Eintrag des „sauren Regens“ vermindert werden. Das ist 40 Jahre her. Und heute? Nach allgemein anerkannten Analysen ist der Zustand des Waldes heute schlechter als vor 40 Jahren. Der Wald rückt, auch im Zuge der weltweiten Klimakrise, wieder in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Bewusstseins.

Die Natur leistet enorm viel für die Menschheit und verlangt dafür keinen einzigen Cent. (lt. einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom August 2020 beträgt der Gegenwert der Arbeit von Bienen, Hummeln u.a. ca. 153 Milliarden Euro). Die Leistung des Waldes lässt sich schlagwortartig so benennen: Artenvielfalt/Erholungsfunktion/Wasserspeicher/CO2-Speicher/Kühlung/Holz/Bildung/Luftreinigung – alles zum Nulltarif. Der Wald verlangt nichts an geldwerter Gegenleistung, aber wir reden über Waldmanagement und dessen Kosten. Allerdings können forstliche Wirtschaftspläne nicht abbilden, welchen Wert die Erholungsfunktion des Waldes für die Einwohner hat und wie der Wert der CO2-Speicherung bemessen wird. Waldbesitzer, wie die Stadt Kehl auch einer ist, werden bisher ausschließlich für den Holzertrag entlohnt, aber nicht für den Schutz von Lebensräumen. Wir müssen umdenken und uns nicht nur an den Erlösen der Holzernte orientieren.

Im Sinne dieses Umdenkens beantragen wir:

  1. Der Gemeinderat beschließt die Ausweisung von Waldrefugien auf einer Fläche von mindestens 10,9 % (90 ha) der Gesamtfläche des Stadtwaldes Kehl und die zusätzlichen Flächen auf den Standortkarten auszuweisen.
  2. Der Gemeinderat beschließt die Eigentümerzielsetzung für den Stadtwald Kehl zur Forsteinrichtung 2021-2030 auf der Grundlage des Zielepapiers der Projektgruppe Forst mit der in Punkt 1 des Beschlussvorschlages geänderten Gesamtflächenzahl.
  3. Der Gemeinderat beschließt die Ausweisung von zwei Maßnahmenflächen für die Bechsteinfledermaus im Ausmaß von 32 ha.

In der Vorlage findet sich öfter die Formulierung „für zukünftige Generationen“. Das ist genau der Punkt – wir entscheiden über die Rahmenbedingungen für diejenigen, die jetzt noch keine Stimmen in Entscheidungsgremien haben. Aus dieser Verantwortung heraus müssen wir Mut haben und sollten im Sinne des Waldes und der Umwelt handeln. Wir können den Mut für die Zukunft des Stadtwaldes kleiner denken (5%) oder größer (ca. 11 %). Handeln wir einfach so, wie es der Wald, unsere Kinder und Enkelkinder von uns erwarten.

Stellen wir uns dieses Bild vor: Wie würden wir entscheiden, wenn hier vor uns Vertreterinnen und Vertreter von „Fridays for Future“ stehen könnten?  Die würden uns erwartungsvoll anschauen und nicht auf Kompromisse warten.

Wolfgang Maelger
Fraktionsvorsitzender

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