Georg Kurz, Bundessprecher der GJ, zu Besuch beim 19. Digitalen Stammtisch

Beim 19. Digitalen Stammtisch hielt Georg Kurz, der Bundessprecher der Grünen Jugend, einen Inputvortrag über die Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und Klimakrise und ging anschließend auf Fragen der Zuhörer ein.

Mit den einleitenden Worten, dass die Klimakrise sich schneller zu spitze, als vor ein paar Jahren noch von Experten befürchtet, hob Georg gleich zu Beginn die Relevanz und Aktualität des Themas hervor. Schon jetzt, wo die Erderwärmung noch recht überschaubar sei, seien die Schäden groß: Hitzewellen (auch in der EU), das Auftauen der Arktis mit Torfbränden, riesige Waldbrände auf der Nordhalbkugel, Buschbrände in Australien sowie Kältewellen in den USA, Kanada und auf Hawaii.

Es habe sich gezeigt, dass das Ziel, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen, noch nicht ambitioniert genug sei und auf 1,5°C heruntergesetzt werden müsse, da bspw. Korallenriffe in diesem Bereich bereits total kippen würden. Damit kam Georg auf einen zentralen Aspekt beim Thema Klima zu sprechen: den Kipppunkt. Sei dieser Punkt erreicht, dann setzten sich Prozesse in Gang, die sich kontinuierlich selbst beschleunigten. Durch das Schmelzen der Arktis kämen bspw. dunkle Landmassen zum Vorschein, die wiederum den Schmelzvorgang weiter ankurbeln. Seien Kipppunkte einmal ausgelöst, so könne der Mensch nicht mehr eingreifen, weshalb Georg den ehemaligen UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zitierte, nach dessen Worten der Klimawandel die größte Herausforderung in der Geschichte der Menschheit darstelle. Als drastisches Exempel führte Georg den Amazonas an, der sich bereits am Kipppunkt befinde. Käme es zu einem weiteren Verlust von etwa 1/5 des Regenwaldes, dann sei keine Selbstregeneration des Waldes mehr möglich. Die Folge wäre eine natürliche Versteppung.

Hoffnung sah der Bundessprecher der GJ in der neuen und bisher beispiellosen Klimabewegung. Doch wie könne es sein, dass wir derzeit den größten Artenverlust seit 65 Mio. Jahren erlebten und einen nie da gewesen Flächenverbrauch, trotzdem aber nichts vorwärts gehe? Das Problem liege beim Wirtschaftssystem und dem Märchen des unendlichen Wachstums. An dieser Stelle kritisierte Georg auch den Kapitalismus. Um Gewinne zu erzielen, müssten natürliche Ressourcen genutzt werden, die uns aber nicht grenzenlos zur Verfügung stünden. Leider verweigerten Regierungen, darunter auch die Bundesregierung, sofortige effektive Maßnahmen. Doch die Vergangenheit habe gezeigt, dass eine Wende allein durch kleine Maßnahmen nicht möglich sei. Vielmehr müsse die Funktionsweise des Wirtschaftssystems auf den Kopf gestellt werden. Denn Profitmaximierung und unendliches Wachstum seien mit den Klimazielen nicht vereinbar. Dass das System nicht kaputt und somit nicht reparabel sei, hätten inzwischen viele erkannt. Stattdessen müsse es grundlegend ersetzt werden. Dabei gelte es, den derzeitigen recht großen gesellschaftlichen Rückhalt – Stichwort Ende Gelände, #ClimateEmergency, Fridays for Future – zu nutzen. Um einen radikalen Klimawandel aufzuhalten, müssten wir radikale Maßnahmen ergreifen: die Energiewende, Mobilitätswende und Agrarwende.

Abschließend hob Georg nochmal hervor, dass wir uns derzeit mit riesigen Schritten auf Kipppunkte zubewegten. Dies stelle uns vor gewaltige Herausforderungen, doch würden wir nun schnell handeln, bestünde noch eine Chance, Schlimmeres zu verhindern.

Wir bedanken uns vielmals bei Georg Kurz für seinen Besuch beim 19. Digitalen Stammtisch.

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