Thema des 21. Digitalen Stammtischs am 18. August mit Michael Christ (M.Sc.), dem ehemaligen Sprecher der Grünen Jugend Ortenau, war „Grünes Wachstum durch Klimaschutz“.
Der Masterstudent der Uni Stuttgart, der gerade sein Abschlusspraktikum bei Porsche im Bereich Energiemanagement macht, ging in seiner Präsentation auf Elektromotoren, Elektrolyseure und Grünes Wachstum ein.
Elektromotoren
Er legte offen, dass 44 % des Stromverbrauchs in Deutschland im Jahr 2018 auf die Industrie entfielen. Davon wiederum machte mit fast 70 % mechanische Energie den größten Anteil aus. Elektromotoren seien sowohl IEC-genormt (International Electrotechnical Commission) als auch nach der EU Ökodesign-Verordnung verschiedenen Energieeffizienzklassen zugeordnet (höchste Klasse derzeit IE4). In diesem Zusammenhang machte Michael deutlich, dass die USA zunächst, Ende des 20. Jhd., der EU noch weit voraus gewesen seien, seit 2009 dort aber keine neuen Mindeststandards mehr hinzugekommen seien, während die EU sich weiterentwickelt habe und im Hinblick auf Elektromotoren inzwischen marktführend sei.
Elektrolyseure
Wasserstoff wird bei der Zerlegung von Wasser durch Elektrolyse gewonnen und wird hauptsächlich in der chemischen Industrie eingesetzt. Im Austausch mit den Zuhörern ließ Michael verlauten, dass wir alleine für die chemische Industrie in Deutschland in den nächsten 10-20 Jahren nicht 100 %, sondern 200 % grüne Energie bräuchten. Wasserstoff stamme derzeit jedoch überwiegend aus Erdgas und sei somit nicht grün. Außerdem hätten Anlagen eine zu kurze Betriebsdauer und amortisierten sich somit nicht. Folglich sei Wasserstoff auch unwirtschaftlich.
Grünes Wachstum
Michael machte deutlich, dass es sich bei den Marktanteilen an Elektromotoren um ein zyklisches bzw. nachhaltiges Wachstum handele, der Anteil der verschiedenen Effizienzstandards entsprechenden Motoren also ein Kommen und Gehen sei. Verbildlichen konnte Michael diese Tatsache anhand des Ökosystems Wald. Der Aufwuchs von Keimlingen, das Wachstum von Bäumen, deren Altern und schließlich deren Absterben spiegelten ebenfalls ein ständiges Kommen und Gehen wider.
Grünes Wachstum impliziert die Nutzung nachhaltiger Ressourcen, was Grenzen des Wachstums aufzeigt. Hier stellte Michael das von Kate Raworth entwickelte alternative Wirtschaftsmodell der Donut-Ökonomie vor. Demnach werde Grünes Wachstum nach innen von sozialen Belangen/Grundlagen begrenzt, nach außen bildeten ökologische Aspekte die Obergrenze. Ziel der Donut-Ökonomie sei es, vom aktuellen kapitalistischen Wirtschaftssystem, welches ökologische Gesichtspunkte außenvorlasse und von stetigem Wachstum geprägt sei, weg zu kommen. Stattdessen müssten Gesellschaft und Ökologie in Einklang gebracht und die innere und äußere Grenze eingehalten werden.
Bei seiner Masterarbeit hat Michael Christ den Markt in Deutschland, den USA und der Welt analysiert und anhand von vier Kriterien (exogene Faktoren, Marktstruktur, Marktvolumen und Marktqualität) beurteilt. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass Deutschland sowohl für Elektromotoren als auch für Elektrolyseuren in den nächsten 10 Jahren von einem Milliardenmarkt ausgehen kann. Deutschland sei in der frühen Marktphase führend aufgrund überdurchschnittlicher Infrastruktur und Bildung, Diversität im Mittelstand sowie Regulierungen, die den Fortschritt förderten und forderten. Als Fazit hielt Michael fest, dass es eine neue Definition von Wachstum brauche, um der Zerstörung unseres Planeten entgegenzuwirken. Es gelte, Grünes Wachstum, das dem Gemeinwohl dient, als Zyklus innerhalb eines begrenzten Raumes mitzugestalten.
Wir bedanken uns bei Michael Christ für seinen Besuch beim 21. Digitalen Stammtisch.