Offener Brief – Der neue Brunnen im Franz-Volk-Park und das Recht auf Matsch

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,

in Ihrer Rede zur Einweihung des Spielplatzes im Franz-Volk-Park haben Sie den neu errichteten Brunnen als kinderattraktiv bezeichnet und dabei ausdrücklich mich als Kritiker dieses Brunnens angesprochen.

Stefan BöhmFoto: Wilfried Beege 2014
Stefan Böhm
Foto: Wilfried Beege 2014

Tut mir leid, Frau Schreiner, ich bin nicht Ihrer Meinung:

Dieser Brunnen ist die in Stein gemeißelte Verweigerung des kindlichen Grundrechts auf Matsch.

Die Nordweststadt bietet Kindern im näheren Wohnumfeld wenig anregende Erlebnisräume. Dieses Jahr z.B. werden die 40 Eisenbahnergärten mit ihren Verstecken, Wasserbecken und Kinderbaustellen zerstört. Gerade deshalb muss die Stadt dem „kindlichen Elementarbedürfnis nach Wasser und Dreck“ (Alexander Mitscherlich) auf einem zentralen Spielplatz wie im Franz-Volk-Park gerecht werden. Das ist dort aber nicht der Fall:

Für teure 40.000 € sprudelt das Wasser aus zwei 15 cm hohen Fontänen, es kann nur mühsam und langwierig mit einem Eimer aufgefangen werden. Ein Wasserfilm fließt  die Seitenwand hinunter. Unter die Wand passt ein Joghurtbecher, der kaum voll wird.

Nachts ist der Brunnen geheimnisvoll beleuchtet. Da aber liegen die Kinder im Bett und träumen: von einer Wasserstelle, wo sie das Wasser in großem Pumpenschwall „kommandieren“ können, wo sie mit den Füßen den Schlamm spüren oder im Hochsommer gleich „richtig baden“, wo sie im Sand „Bachläufe“ bauen, „Seen“ aufstauen und „Schiffle“ schwimmen lassen; wo sie gemeinsam wild spritzen oder abseits allein „Kuchen backen“ können.

So eine Wasserstelle ist am Friedrich-Ebert-Spielplatz am Klinikum recht gut gelungen; den Kindern im Franz-Volk-Park wird sie vorenthalten.
Die „Mütter vom Franz-Volk-Park“, die immer maßgeblich dazu beigetragen haben, den Park in Ordnung zu halten, haben sich in der „Bürgerbeteiligung“ für eine anregungsreiche Wasserspielstelle ausgesprochen. Nicht nur in diesem Punkt blieb ihr Votum unberücksichtigt. Die Verwaltung hat eine künstlerisch wertvolle, granitpolierte Kleinstfontäne verwirklicht, in meinen Augen eine Fehlinvestition: teurer als eine Pumpe, mit relativ wenig Spielnutzen. Ich finde, die Verwaltung sollte hier nachbessern.

Mit freundlichem Gruß,

Stefan Böhm

Siehe auch: Mittelbadische Presse, www.bo.de, vom 14.06.2016

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