Offenblatt, 21.05.2022:
Die Bedingungen am Bau sind inzwischen unberechenbar. Lieferketten die reißen, Fachkräfte die fehlen und wenn Material verfügbar ist, dann zu astronomischen Preisen, kaum mittelfristig kalkulierbar.
„Das Bauen ist nicht mehr was es mal war, wir verlieren den festen Boden unter den Füssen“ sagte neulich ein Projektentwickler. In Gefahr sind die ehrgeizigen Bauprogramme von Bund und Ländern, um den dringenden Wohnungsbedarf zu decken. Alleine bei der stadteigenen „Wohnbau“ stehen rund 700 Bewerber*innen auf der Warteliste. Jede freiwerdende Wohnung könnte x-fach belegt werden. Offenburg versucht gegenzusteuern mit KoWo, der kommunalen Wohnbauförderung, einst auf Initiative der Grünen Fraktion entstanden. Immerhin, auch wenn es ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird.
Wie wäre es den Fokus, neben dem Neubauen, endlich auf den Bestand zu richten? Wohnungen, ja ganze Häuser, die über lange Zeit nicht genutzt werden, stehen leer – leider keine Seltenheit in Offenburg. Gehen Sie mal spazieren in unserer Stadt und machen sie sich selbst ein Bild, sie werden staunen an wie vielen unbewohnten Etagen sie vorbei kommen.
Immer mehr Städte erlassen deshalb eine sogenannte „Wohnraum-Zweckentfremdungssatzung“, um ungenutzten Wohnraum dem Mietmarkt wieder zuzuführen. Wohnungen die schnell verfügbar wären, ohne Landschaft zu zersiedeln.
Ja, ich höre schon die Verwaltung abwinken „bringt nichts“, denn die Satzung kann nicht rückwirkend auf bereits bestehenden Leerstand angewendet werden. Aber dieses Argument gilt nicht. Wäre man in der Vergangenheit mutiger gewesen, hätten wir heute ein Instrument in der Hand, um gegen den Leerstand vorzugehen.
Worauf warten? Irgendwann muss der Anfang gemacht werden, also JETZT.
Andrea Thomann, Mitglied der Grünen Gemeinderatsfraktion Offenburg