Thekla Walker MdL war Gast beim 73. Digitalen Stammtisch

Beim 73. Digitalen Stammtisch des Kreisverbands Grüne Ortenau konnte die baden-württembergische Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Thekla Walker begrüßt werden. Thema des Abends war: „Die ökologische Modernisierung der Wirtschaft“.

Klimaschutz, Energiewende und Transformation seien durch die Pandemie thematisch zwar etwas in den Hintergrund geraten, aber dennoch hoch aktuell, stellte Thekla Walker gleich zu Beginn klar. Die Auswirkungen der Klimakrise seien inzwischen spürbar und zunehmend auch erlebbar geworden (bspw. 2021 im Ahrtal). Solche Katastrophen gelte es in Zukunft unbedingt zu vermeiden. Zum einen aufgrund der traumatischen und psychischen Belastungen der Betroffenen, zum anderen aber auch aus ökonomischer Sicht.

Wie dem Koalitionsvertrag zu entnehmen ist, soll Baden-Württemberg im Klimaschutz eine Vorreiterrolle einnehmen. Ziel sei es, zum „Klimaschutzländle“ zu werden und bis 2040 klimaneutral zu sein. Um das zu erreichen, hätten wir eine Transformation der Wirtschaft vor uns, so die Ministerin. Die ökologische Modernisierung der Wirtschaft sei eine Herausforderung, die jedoch von vielen Unternehmen angenommen werden wolle, da sie gleichzeitig auch große Chancen biete. Hierbei gehe es unter anderem um Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, Bioökonomie und die Nutzung von Wasserstoff. Gefordert seien innovative Ansätze in der Umwelttechnik, die auch in ihrem Ministerium massiv vorangetrieben würden. Das Ziel sei ganz klar, effizientere Verfahren voranzubringen und die Umwelt- und Ressourcennutzung deutlich zu verringern.

Der Energiesektor im Transformationsprozess

Klimaneutralität beziehe sich auf alle Bereiche, ganz entscheidend aber auf den Energiesektor. Der Strom für Elektrifizierung müsse, wie es aktuell noch nicht der Fall sei, von fossilen Energieträgern entkoppelt werden, zumal der Strombedarf in den nächsten Jahren noch zunehmen werde. Essentiell sei in diesem Zusammenhang auch Effizienzsteigerung, bspw. im Gebäudesektor sowie in der Industrieproduktion insgesamt.

Gleichzeitig gelte es, die Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg im Blick zu behalten. Spätestens zum 31.12.2022 soll das letzte Atomkraftwerk (Neckarwestheim) abgeschaltet werden, so dass wir auf jeden Fall einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien (Wind- und Solarenergie) im Land bräuchten. Um das zu erreichen, sei auch das Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht worden, das u.a. eine Solarpflicht für Neubauten und Parkplätze enthalte sowie intendiere, Genehmigungsverfahren zu verkürzen. Neben dem eigenen Zubau in Baden-Württemberg sei auch die Strominfrastruktur aus dem Norden notwendig.

Wärmewende

Im Gebäudebestand müsse darauf geachtet werden, weniger zu verbrauchen und entsprechende Sanierungen vorzunehmen. Dabei gelte es auch zu schauen, wie die kommunale Wärmeversorgung mit dem Ziel der Klimaneutralität in den nächsten Jahren aussehen könne. Hierfür gebe es Fördermöglichkeiten vom Land.

Ressourceneffizienz

Wie können wir Wirtschaftswachstum immer mehr vom Ressourcenverbrauch entkoppeln? An dieser Frage arbeiten Thekla Walker zufolge verschiedenste vom Land geförderte Projekte: eine Ultraeffizienzfabrik, 12 regionale unternehmensberatende Kompetenzstellen für Ressourceneffizienz sowie die Landesagentur Umwelttechnik BW. An dieser Stelle verwies die Umweltministerin auch darauf, dass einmal jährlich der große „Kongress zu Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft“ in Stuttgart stattfindet.

Bioökonomie

Bei Bioökonomie gehe es darum, mittels biologischer Technologien aus bestimmten Industrieprozessen wieder Rohstoffe zu gewinnen. Hierfür schaue sich der Mensch Prozesse aus der Natur ab. Kleinstlebewesen bzw. Mikroben seien ständig in der Verarbeitung von Stoffen, was man sich zunutze mache, um bestimmte Grundstoffe wieder zurückzugewinnen. Als Beispiel führte Thekla CO2-Recycling an (bei der Produktion entsteht CO2, der Kohlenstoff wird rausgezogen und im Kreislauf als Grundstoff für andere Techniken weiterverwendet). Derzeit befinde man sich hier noch im Forschungs-Stadium, aber es werde mit Hochdruck daran gearbeitet.

Wasserstoff

Wasserstoff ist Thekla Walker zufolge ein Thema mit großem Potenzial für die baden-württembergische Wirtschaft. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die „Wasserstoff-Roadmap für Baden-Württemberg“ (https://um.baden-wuerttemberg.de/de/wirtschaft/wasserstoffwirtschaft/roadmap/).

Wasserstoff solle dort eingesetzt werden, wo andere Energieformen nicht eingesetzt werden könnten, bspw. im Schiffs-, Luft und Schwerlastverkehr. Zudem verwies die Ministerin auf industrielle Produktionsbereiche wie Zucker, Zement und Papier, wo in Zukunft auf jeden Fall Wasserstoffenergie benötigt werde.

Die Turbulenzen auf den Gas- und Strommärkten

Abschließend kam die Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft noch auf die aktuellen Turbulenzen auf den Gas- und Strommärkten zu sprechen. Diese seien nicht ohne Risiko für die Transformation und die Energiewende, da sie zeigten, wie sensibel die Gesellschaft auf Preiserhöhungen reagiere. Dies sei keine einfache Ausgangslage für die neue Regierung und es gebe noch viele Fragen, die gelöst werden müssten. Thekla Walker betonte jedoch, dass es sich aus ihrer Sicht am Ende definitiv lohne, in die Transformation zu investieren, diese zu bewerben und voranzubringen. Denn mittel- und langfristig biete das für unsere Wirtschaft große Chancen, unabhängiger zu sein. Für unsere Unternehmen und den Wirtschaftsbereich habe das auf einer sicheren Basis sinkende Energie- und Produktionskosten und somit eine bessere Wettbewerbsfähigkeit zur Folge.

Der Besuch der Ministerin fand regen Anklang bei den etwa 30 Teilnehmer*innen, was sich auch in der anschließenden Fragerunde widerspiegelte.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Thekla Walker für ihren Besuch beim 73. Digitalen Stammtisch des KV Grüne Ortenau.

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