Unsere Fraktionsmitglieder im Kreistag sehen in den beiden zur näheren Prüfung beauftragten Drei- und Vier- Klinikstandortmodellen einen vielversprechenden Lösungsansatz für den Ortenaukreis. Vor der endgültigen Festlegung zu bestimmten Umstrukturierungsmaßnahmen will man jedoch die angeforderten Expertisen der Verwaltung und des Beratungsunternehmens CMK abwarten, sowie die sich daraus ergebenden verschiedenen Handlungsoptionen und prognostizierten Konsequenzen.
Das im Krankenhausauschuss beschlossene Übergangsmodell einer Umstrukturierung ohne Schließung ist zwar eine kurzfristig sinnvolle Verbesserung des Status Quo, kann jedoch mittelfristig die hohen Anforderungen der Spitzenmedizin nicht erfüllen. Auch in ökonomischer Hinsicht wird der Kreis auf diese Weise nach Aussage der Experten keine ausreichenden Optimierungen erzielen, um die zu erwartenden Defizite auszugleichen. Deshalb gilt es zügig eine Entscheidung herbeizuführen und diese dann auch schnell und konsequent in die Tat umzusetzen.
Unsere langfristige Vision dazu ist eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft im Landkreis mit der Prämisse einer bestmöglichen medizinischen und pflegerischen Behandlung für die Grund- und Regelversorgung. Um dieses Ziel zu erreichen sollte folgende Strategie verfolgt werden:
Bei der Standortfrage soll eine Krankenhausgröße mit 400 – 800 Betten angestrebt werden.
Als zentraler Maximalversorger eines großen Flächenkreises sollen bei der Planung der zukünftigen Standorte die Krankenhäuser den Standard der Maximalversorgung mit gleichzeitiger Schwerpunktbildung erfüllen. Wolfach muss weiterhin für die Grund- und Regelversorgung im Kinzigtal zuständig sein.
Eine schnelle und gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird aufgrund der demographischen Entwicklung ebenso zu einem wesentlichen Qualitätsmerkmal wie der Ausbau eines geriatrischen Schwerpunkts zu einer geriatrischen Klinik mit eigenen Betten.
Bei der zukünftigen Planung dürfen die Stationen über nicht mehr als 30 Betten verfügen, um die nötige Übersichtlichkeit für die Mitarbeiter zu gewährleisten und eine räumlich abgrenzbare Atmosphäre für die Patienten zu schaffen.
Gleichzeitig mit der Schließung von Häusern muss für alle entfallenen Standorte ein ganzheitliches Konzept entworfen werden. Die ambulante Versorgung über Medizinische Versorgungszentren und hausärztliche Notfallpraxen ist flächendeckend zu gewährleisten. Alle bisherigen Notarztstandorte sind zu erhalten. Dies könnten zum Beispiel ambulant ausgerichtete Gesundheitszentren sein.
Kurzfristig sind jetzt schon Doppelstrukturen abzubauen und neue Bereiche innerhalb des Ortenau-Klinikums aufzubauen. Wir schlagen vor, dass Gengenbach zu einem zentralen Bildungscampus umgewandelt wird. Die vier Krankenpflegeschulen sind zusammen zu fassen. Die Station für Kurzzeitpflege wie Landrat Scherer vorgeschlagen hat, könnte man in Oberkirch einrichten. Die Kinderstation für Langzeitbeatmungen ist auf dem Klinikgelände am Ebertplatz einzurichten, um eine direkte Anbindung an die Kinderklinik zu gewährleisten.
Für den kommenden Veränderungsprozess streben unsere Fraktionsmitglieder einen partnerschaftlichen Dialog mit den Beschäftigten und Kommunen an. Um diese bürger- und mitarbeiterfreundlich umzusetzen, sollten sich die betreffenden Parteien ausreichend Zeit nehmen.
Das emotionsgeladene Thema „Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft“ ist für alle Verantwortlichen auch kommunikativ eine große Herausforderung und jeder noch so gut gemeinte sachliche Lösungsvorschlag ist lokalpolitisch hochbrisant. Eine gemeinsame von allen Kreistagsfraktionen erarbeitete Lösung wird seitens der Grünen im Kreistag angestrebt.
Alfred Baum
Fraktionssprecher Bündnis 90/Die Grünen Kreistag Ortenau
Renchen, den 1. Juni 2017