Einrichtung von Waldrefugien

Am 18.11. wird der Kehler Gemeinderat über die Eigentümerzielsetzung für den Stadtwald Kehl für die nächsten zehn Jahre und über die Ausweisung von Waldrefugien entscheiden. Das Thema ist wichtig und geht alle EinwohnerInnen von Kehl an. Nicht nur die Holzofen-BesitzerInnen und SpaziergängerInnen profitieren vom Wald, sondern jede/r Einzelne von uns: Wälder produzieren Sauerstoff, binden CO2, speichern Regenwasser und sind Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Insbesondere bei Insekten stellen Studien immer wieder dramatische Rückgänge fest, aber auch viele andere Tier- und Pflanzenarten stehen unter Druck. Selbst einstige Allerweltsvögel wie die Feldlerche sind heute bedroht, und wer in seinem Garten einen Schmetterlingsflieder stehen hat, der hat den Rückgang an Faltern über die Jahre mit eigenen Augen gesehen. In der Natur hängt alles zusammen – und der Mensch ist ein Teil dieses Gefüges und von ihm abhängig, auch wenn wir das oft nicht wahrhaben wollen. Deshalb ist es in unserem eigenen Interesse (und insbesondere im dem unserer Kinder und Enkel) hier zu handeln.

Die Forsteinrichtung (also die staatlichen Forstplaner) hält eine Fläche von 90 Hektar, also knapp 11%  des Kehler Waldes geeignet für die Ausweisung von Waldrefugien. Diese kleinflächigen Schutzgebiete (jeweils 1 bis 10 Hektar groß) werden nicht mehr bewirtschaftet, bleiben für Erholungssuchende aber weiter zugänglich. Der Vorteil von Waldrefugien für Flora und Fauna: Durch den Trittinsel-Effekt entsteht eine Biotopvernetzung, die bedrohten Arten die Ausbreitung erleichtert. Durch die Ausweisung von Waldrefugien lässt sich also mit wenig Aufwand viel für die Natur und damit für uns alle tun. Der Bedarf an Brennholz kann aus dem Stadtwald weiterhin gedeckt werden, zumal er durch bessere Dämmstandards sinken wird. Lediglich ca. 5% des Kehler Stadtwalds als Waldrefugien auszuweisen, wie die Projektgruppe dem Gemeinderat vorschlägt, wäre deshalb keine zukunftsorientierte Entscheidung.
 
Außerdem werden bereits jetzt vor allem im Rheinauenwald Flächen in dieser Größenordnung nicht bewirtschaftet, da sie schwer zugänglich sind und Holzeinschlag dort nur mit hohem Aufwand und damit Kosten möglich wäre. Werden nur diese Waldstücke unter Schutz gestellt, ist für für Arten- und Klimaschutz wenig getan und die Stadt gewinnt lediglich die Möglichkeit, sich für die Waldrefugien Ökopunkte in Millionenhöhe gutschreiben zu lassen.
 
Deren Marktwert entspricht bei Verkauf ungefähr demselben Betrag in Euro. Wir sehen das System der Ökopunkte eher kritisch, aber wer den Wald vorrangig unter ökonomischen Aspekten sieht, kann Waldrefugien als eine Geldanlage mit wenig Risiko und guten Zinsen betrachten: Ökopunkte, die nicht für Bauvorhaben abgerufen oder an andere Kommune verkauft werden, werden für maximal 10 Jahre mit 3% pro Jahr verzinst. Die Ausweisung von Waldrefugien darf nicht dazu führen, dass im Gegenzug an anderer Stelle noch mehr Natur zerstört wird.
 
Der Ortsverband der Kehler Grünen begrüßt es sehr, dass sich fünf Vereine aus der Region zur „Initiative Kehler Wald“ zusammengeschlossen und unter https://www.unserwald-kehl.de eine Kurzumfrage zum gewünschten Umfang der Waldrefugien eingerichtet haben. Hoffentlich beteiligen sich möglichst viele KehlerInnen bis Mitte November daran, um dem Gemeinderat vor der Entscheidung ein repräsentatives Meinungsbild zu vermitteln. Wir sind ebenso wie die fünf Vereine davon überzeugt, dass eine Ausweisung von lediglich 5% Waldrefugien nicht im Sinne der EinwohnerInnen von Kehl ist und dass diese Ansicht in der Bevölkerung breit geteilt wird.

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