Pressemitteilung vom Arbeitskreis „Frauen“ der Grünen Ortenau zur Aktion des Zonta-Clubs Offenburg

“Orange the world“ – NEIN zu Gewalt an Frauen

Seit Beginn der Pandemie schauen wir mit großer Sorge auf Familien, die durch den notwendigen Lockdown in große soziale Spannungen geraten sind. Familiäre Konflikte, Ehe – und Partnerschaftskrisen  haben sich unter den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Krise verschärft. Für viele Frauen und deren Kinder ist das Zuhause kein sicherer Ort mehr. Laut Umfrage der Technischen Universität München berichten 7,5 Prozent der befragten Frauen in häuslicher Quarantäne von Erfahrungen häuslicher Gewalt.

Schon vor der Pandemie war jede 3. Frau in Deutschland von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. Gewalt an Frauen und Mädchen geschieht meist im Verborgenen, also in privaten Räumen. Das vom Zonta Club Offenburg etablierte Hilfsangebot „Maske 19“ ist eine notwendige Aktion.

Der Arbeitskreis betont es sei gut, dass die Kampagne jetzt für alle Offenburgerinnen und Offenburger in möglichst vielen Sprachen in die Öffentlichkeit getragen werde.

Maske 19 ist eine niederschwellige, freiwillig nutzbare und freiwillig einsetzbare Notrufhilfe. Sie soll es den Betroffenen erleichtern, im Notfall die Polizei zu rufen. Oft sind die verfolgten Frauen zuhause ständig unter Kontrolle und  können nur bei einem Besuch beim Apotheker oder Arzt ihre Not anzeigen. Das Codewort „Maske 19“ signalisiert, dass Hilfe dringend notwendig ist. In Apotheke, Arztpraxis oder Klinik wird dann der Polizeinotruf verständigt.

Auch das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Nr. 080 0011 6016 ist an 365 Tagen zu jeder Uhrzeit besetzt. Dort können Frauen anonym und kostenlos Kontakt zu Beraterinnen aufnehmen. Mit Hilfe von Dolmetscherinnen ist eine Beratung in viele Sprachen möglich.

Die Initiative „Stärker als Gewalt“ des Bundesministeriums für Familie‚Senioren, Frauen und Jugend hat eine gute Website, die Hilfe für Opfer, aber auch für Täter anbietet.

Mehrfachdiskriminierte sind die deutlichen Verliererinnen der Pandemie: Alleinerziehende, Behinderte, Geflüchtete. Auch ungewollte Schwangerschaften scheinen eine Folge dieser Pandemie zu sein. Deshalb müssen Frauen einfachen Zugang erhalten zu medizinischer Hilfe und Schwangerschaftsabbrüche. Von einem ungewollten Babyboom  und sexueller Gewalt berichtete die BZ am vergangenen Montag in den Entwicklungsländern. Auf diesem Hintergrund ist die Wut der Frauen in Polen gut zu verstehen, wo das Abtreibungsgesetz verschärft werde soll, um rechtskonservative Bündnispartner zu befrieden.  

In Belarus haben wir es vor Augen, dass der Aufstand initial von Frauen getragen wurde. Durch die Medien  wurde bekannt, dass die inhaftierten Frauen vergewaltigt und misshandelt werden. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit.

Gewalt gegen Frauen ist eine fundamentale Menschenrechtsverletzung.

Der Arbeitskreis sagt NEIN zur Gewalt gegen Frauen auf der ganzen Welt und  wiederholt es immer wieder hier in Offenburg. Seit Jahren tanzen auch hier auf dem Marktplatz am 14. Februar hunderte von Mädchen und Frauen bei „One Billion Raising“  für den Kampf gegen die Gewalt an Frauen.

Benigna Bacher, die Sprecherin des Arbeitskreises „Frauen“, ist der Ansicht, dass es ist die Aufgabe aller Männer und besonders der politischen Mandatsträger ist, die Ursachen der fehlenden Impulskontrolle bei Männern zu verstehen und zu bekämpfen. Vielleicht steht im nächsten Jahr ein Banner hier am Rathaus mit der Aufschrift: „Meine Faust bleibt in der Tasche“ und Kassenbons von Baumärkten sind an die potentiellen Täter adressiert. In Gewahrsam nehmen des Täters, soziale Trainingskurse in „Tätergruppen“ sind notwendige Maßnahmen, um die sich Männer kümmern sollten. Männliche Gewalt ist immer in dem Maße vorhanden, wie diese Gewalt von der jeweiligen Gesellschaft toleriert und nicht geächtet wird. Die Ursache der Gewalt ist doch die (bedrohte) männliche Macht und Dominanz in unserer Gesellschaft.

Vor über 40 Jahren begann die Frauenbewegung und die Frauen in der Partei Bündnis 90/Die Grünen öffentlich gegen Gewalt in Geschlechterverhältnissen aufzutreten und gründeten Frauenhäuser. Diese entstandene Struktur ist nicht ausreichend. Auch hier in der Ortenau steigen die Bedarfs-Zahlen. Wie Frau Vogt-Goergens von Verein „Frauenhelfen Frauen Ortenau e.V. am vergangen Samstag hier an dieser Stelle berichtete, reichten auch die in diesem Jahr verdoppelten Plätze im Frauenhaus nicht aus. Bis Ende Oktober hätten 208 Frauen und Kinder Schutz und Begleitung erfahren. Trotzdem mussten sie 50 Frauen mit ihren Kindern abweisen, weil das Haus belegt war. Insbesondere in der Corona-Zeit habe sich die Zahl der Hilfesuchenden erhöht. Die Fachberatungsstelle berät so viele Frauen wie nie zuvor. Dies zeigt, wie notwendig gerade jetzt Hilfe bei häuslicher Gewalt ist, es zeigt auch, dass die erhöhte Aufmerksamkeit des Themas Frauen ermutigt, sich Hilfe zu holen.

Die Grünen Frauen fordern gemeinsam mit dem Frauennetzwerk Offenburg:  

  • Einen Rechtsanspruch für Frauen auf einen Frauenhausplatz
  • Ausreichende Finanzierung von Beratung bei sexueller und häuslicher Gewalt
  • Finanzierung der sozialen Trainingsprogramme für Täter
  • Finanzierung der Angebote für Kinder, um die Gewalterfahrungen in ihren Familien zu bewältigen.

Sie werden immer eintreten für

  • ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle Frauen und Mädchen weltweit
  • Schutz der Menschenrechte weltweit
  • NEIN zu Gewalt an Frauen – frei leben ohne Gewalt

Und: das Codewort „Maske 19“ bitte weitersagen!

 

viSdP. Benigna Bacher, – Sprecherin des Arbeitskreises „Frauen“ des Kreisverbandes Ortenau Bündnis 90 / Die Grünen

Hier geht es zum Artikel des Offenburger Tageblatts vom 26. November.

 

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