Offenburg, 5.1.2016
Das Erlernen der deutschen Sprache ist Dreh- und Angelpunkt bei der erfolgreichen Integration Zuwanderern. Dieser großen Bedeutung widerspricht die schlechte arbeitsrechtliche finanzielle Situation der Lehrkräfte in den Deutsch- und Integrationskursen bundesweit und auch Offenburger Institut für Deutsche Sprache (IDS). Die Verbesserung dieser Situation ist uns Grünen ein Anliegen.
Die meisten der etwa 70 Deutsch-Lehrkräfte verdienen in Offenburg zwischen 22 und 25 € pro Stunde. Davon geht gut die Hälfte weg für Renten- und Krankenversicherung. Bei ca. 25 wöchentlichen Unterrichtsstunden plus täglicher Vorbereitung bleiben zwischen 1000 und 1200 €. Davon muss man Rücklagen bilden, denn Lohnfortzahlung bei Krankheit oder während der Ferien gibt es genau so wenig wie Arbeitsplatzgarantie oder Kündigungsschutz. Wegen des knappen Einkommens unterrichten etliche Lehrkräfte auch noch abends – an den Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Auch für andere Unterrichtende von VHS und Kunstschule gelten solche widrigen Arbeits- Einkommensbedingungen. Sie haben sich über Jahrzehnte strukturell verfestigt und sind nicht der Stadt bzw. dem IDS Offenburg anzulasten. Man sollte sie aber nicht länger hinnehmen.
Klar belastet eine Besserstellung der Beschäftigten den Stadtetat. Allerdings erwirtschaften die Lehrkräfte des Offenburger IDS für die Stadt alljährlich einen Gewinn, der zur Deckung Volkshochschuldefizits verwendet wird.
Zur Verbesserung der Situation können das Bundesamt für Migration (BAMF) und die Offenburg gemeinsam beitragen: Das BAMF als Finanzier der Integrationskurse muss, wie vom Volkshochschulverband Stundensätze pro Teilnehmer und Unterrichtsstunde von jetzt 3,10 € auf 4,40 € hochsetzen.
Offenburg sollte sich mit den berechtigten Forderungen nach Erhöhung der Dozentenhonorare, Übernahme des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung und Lohnfortzahlung im Ferien- Krankheitsfall konstruktiv auseinandersetzen. Im Raum steht auch die Frage der Festanstellung: Das Schulamt Offenburg hat dem IDS Lehrkräfte abgeworben. Bei steigender Nachfrage nach qualifiziertem Personal ist die Integration durch Sprache und eine Festanstellung von Dozenten langfristig planbar. Berlin hat die Honorare der Deutschdozenten auf 30 € erhöht. Städte wie Weimar oder Reutlingen bieten den Lehrkräften seit neuestem eine Festanstellung.
Die Lage der städtischen Honorarlehrkräfte zu verbessern, ist eine kommunalpolitische Anstrengung. Aber die Zufriedenheit der Dozenten, die bei der Stadt und für die Kursbesucher kompetente und unentbehrliche Leistung erbringen, sollte uns die Anstrengung wert sein.
Stefan Böhm
Stadtrat der Grünen, Offenburg
Vertreter der Grünen-Fraktion im Aufsichtsrat der Volkshochschule Offenburg