Franziska Brantner zu Besuch beim 41. Digitalen Stammtisch

Bei unserem 41. Digitalen Stammtisch am 5. Januar 2021 durften wir Franziska Brantner MdB, die Betreuungsabgeordneten im Bundestag für die Ortenau, zum Thema “Impfen in der Pandemie” begrüßen.

Einleitend übersetzte Franziska aus dem Buch „Epedemics and Society“: „Die Antiimpfbewegung wurde in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika eine der größten Bürgerbewegungen des 19. Jhd. und Impfung wurde eines der am stärksten umkämpften Themen der Epoche. Die Opposition gegen das Impfen ruhte auf libertärem Widerstand gegen die angeblich allübernehmende Macht des Staates. Hinzu kam das religiöse Verständnis, dass es eine unnatürliche Sache sei, aus der Kuh etwas in den menschlichen Körper zu spritzen und dadurch vielleicht zum Tier zu werden.“

Das englische Wort für Impfung (vaccine, vaccination) komme von dem Wort vacus (lat. Kuh). Dies sei darauf zurückzuführen, dass die erste Impfung, die entwickelt wurde, gegen Pocken war und der Trick darin bestand, die Menschen mit den wesentlich weniger starken Kuhpocken zu impfen. Geimpfte Personen waren somit auch gegen die wesentlich gefährlicheren Pocken der Menschen immun. Ein Teil der Bevölkerung war in Sorge, dadurch zur Kuh zu werden. So zeigten Cartoons z.B. Frauen mit Eutern. Andere empfanden Impfungen als einen zu großen Eingriff in das individuelle Leben. 200 Jahre später unterscheidet sich die heutige (weltweite) Impfdebatte in ihren Grundstrukturen nicht wesentlich von der damaligen.

Franziska betonte, dass bei der aktuellen Debatte verschiede Schritte zu unterscheiden seien: Forschung – Zulassung – Bestellung – Produktion(skapazitäten) – Verteilung und Impfung.

Normalerweise erfolgen diese Prozesse nacheinander und über einen langen Zeitraum. Momentan findet aber alles zeitgleich statt und insbesondere im bürokratischen Bereich habe viel Zeit eingespart werden können.

Forschung ist essentiell, um Pandemien bekämpfen zu können. In den letzten Monaten sei hierfür sehr viel Geld investiert worden und viele Personen hätten unter enormem Druck rund um die Uhr gearbeitet. Zu Beginn der Pandemie sei die Abhängigkeit von China bezüglich Masken sehr deutlich geworden und so habe die EU entschieden, dass europäische Impfstoffe zwingend in der EU produziert werden müssen. Gerade weil im Sommer noch nicht abzusehen gewesen sei, ob in den USA weiterhin die „America first“-Politik gelten würde, sei diese Entscheidung sinnvoll gewesen. Die Bestellungen erfolgten über die EU, wobei Franziska ergänzte, dass – im Nachhinein betrachtet – auch die Bezahlung gemeinsam auf europäischer Ebene hätte erfolgen sollen, um eine gerechte Verteilung zu gewährleisten. Die EU habe festgelegt, die Differenz der bestellten Impfdosen zu der tatsächlich benötigten Impfmenge an Afrika abzugeben. Wichtig sei, dortige Länder dabei zu unterstützen, eine Impfstoffproduktion vor Ort zu ermöglichen. Die derzeit bei uns zum Einsatz kommenden Impfdosen müssen bei -70 °C gekühlt werden und sind somit für den Einsatz in Afrika ungeeignet. Franziska verwies darauf, dass europa- und weltweit möglichst flächendeckende Impfungen in unserer allen Interesse seien. Es gehe um den Schutz anderer, unseren eigenen Schutz und darum, die Pandemie einzudämmen.

Über die Frage, wie die deutschlandweite Verteilung der Impfdosen erfolgen solle, hätten die Grünen Franziska zufolge gerne im Bundestag abgestimmt. Aktuell ist diese Aufgabe Ländersache und es sei mehr Impfstoff vorhanden, als Impfungen stattfänden. Unsere Betreuungsabgeordnete sprach sich für eine groß angelegte Aufklärungskampagne des Bundes aus, was die Bundestagskandidat*innen Heike Dorow (Wahlkreis Emmendingen/ Lahr) und Thomas Zawalski (WK Offenburg) bekräftigten.

Franziska gab zu bedenken, dass Politiker*innen derzeit eigentlich nur falsch handeln könnten. Würde sie sich als eine der ersten impfen lassen, so hieße es „warum wird die junge Frau Brantner vor meiner Oma geimpft“. Kämen die Politiker*innen jedoch erst zum Schluss an die Reihe, so wären Skeptiker darin bestärkt, dass die Impfungen kritisch seien, da sich „die ja auch nicht impfen lassen“.

Zwar werde derzeit viel Kritik bezüglich der Impfungen laut, jedoch verwies Franziska darauf, dass an 200 Impfstoffen geforscht worden sei und die EU auf jene gesetzt habe, die nun als erstes zugelassen werden und wurden. Abschließend lobte die Heidelberger Bundestagsabgeordnete die Impfverteilung in Baden-Württemberg. Während eines Tages würden sich hier die mobilen Impfteams über überschüssige und mangelnde Impfdosen absprechen und die Kapazitäten bestmöglich ausschöpfen.

Wir bedanken uns bei Franziska Brantner für ihren Besuch beim 41. Digitalen Stammtisch.

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