Grüner Landtagsabgeordneter Thomas Marwein besucht Ortenberg 12. Juni 202525. Juni 2025 Austausch über Gemeindethemen und die besonderen Herausforderungen im Bio-Weinbau Vergangene Woche hat der Offenburger Grüne Landtagsabgeordnete Thomas Marwein der neuen Bürgermeisterin in Ortenberg, Amalia Lindt-Herrmann, einen Antrittsbesuch abgestattet. Beim Austausch über kommunale Ortenberger Themen standen besonders die Sanierung der Gemeindehalle und ihre mögliche Förderung im Fokus. Ein weiteres Großprojekt, der Bahnhalt, soll frühestens 2028 kommen und wird von der Bürgerschaft, aber besonders auch von den Gewerbetreibenden im Ort schon lange herbeigesehnt. Amalia Lindt-Herrmann wies auf weitere indirekte Vorteile des Bahnhalts hin: „Momentan kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen mit Passanten, die die Gleise verbotenerweise passieren. Ein Bahnübergang im Rahmen des Bahnhalts ist daher aus Sicherheitsgründen dringend geboten.“ Bei einem gemeinsamen Besuch des Weinguts Schloss Ortenberg diskutierten der Landtagsabgeordnete und die Bürgermeisterin dann mit Geschäftsführer Matthias Wolf und Georg Sieferle, 1. Bürgermeisterstellvertreter und Inhaber des gleichnamigen Weinguts, über die aktuellen Herausforderungen im Weinbau. Das Weingut Schloss Ortenberg ist von Hotelier Thomas Althoff gepachtet, steht aber nach wie vor im Eigentum der Stadt Offenburg und des Ortenaukreises. Seit letztem Jahr stellt das Weingut vom konventionellen auf den biologischen Weinbau um – ein aufwändiger Prozess, den auch der Betrieb von Familie Siefert begonnen hat. Matthias Wolf berichtet über den Ablauf: „Bereits vor drei Jahren haben wir den sogenannten „sanften Rebschnitt“, einen saftflussfördernder Rückschnitt, eingeführt. Mittlerweile wurde die chemisch-synthetische Düngung eingestellt, Stickstoff wird über natürliche Begrünung eingebracht. Außerdem arbeiten wir jetzt mit biologischem Pflanzenschutz. Dieser bedeutet vollständigen Herbizid-Verzicht, auch Glyphosat-Grünstreifen gehören damit der Vergangenheit an.“ Die Maßnahmen zeigen sich auch dem Laien optisch direkt vor dem Weingut schon sehr deutlich: Zwischen den Reben herrscht keine grüne Eintönigkeit mehr, sondern es blüht farbenfroh, derzeit gelber Senf. Die Bewirtschaftung der Reben ist durch die Umstellung arbeitsintensiver geworden. Konventionelle systemische Pflanzenschutzmittel werden von den Reben eingelagert und überstehen auch stärkere Regengüsse, Kupfer und Schwefel jedoch nicht und die Reben müssen daher deutlich häufiger behandelt werden. Problematisch ist dabei auch das jüngste Verbot von Backpulver, von Natriumhydrogencarbonat. Dieses wurde als Pflanzenschutzmittel in seiner preisgünstigen originalen „No-name“-Version von der EU verboten, darf aber deutlich teurer unter dem Handelsnamen Natrisan von der Firma Biofa erworben werden. Die hohen Kosten für diesen inhaltsstoffgleichen Pflanzenstoff können von Winzern nicht umgangen werden. Der Einsatz des Grundstoffs Backpulver gilt seit der Zulassung des Pflanzenschutzmittels nun als Gesetzesverstoß und gefährdet die Vermarktungsfähigkeit der Weine. Das Weingut Sieferle ist diesen Schritt schon etwas früher gegangen und hat bereits in den letzten 3 Jahren den gesamten Betrieb auf biologischen Weinbau/Bewirtschaftung umgestellt und vermarktet seit diesem Jahr erfolgreich seine 2024er Bio-Weine. Laut Georg Sieferle funktioniert das hervorragend auch in Ortenberg und fordert daher wie der Geschäftsführer vom Weingut Schloss Ortenberg eine Änderung des Zulassungsgesetzes: „Normale Lebensmittel wie Backpulver müssen zugelassen werden können!“. Der Landtag Baden-Württemberg hat hierauf freilich keinen Einfluss – genauso wenig wie auf den Einsatz von Gentechnik, mit der man laut den beiden Geschäftsführern sehr viel Einsatz von Pflanzenschutz einsparen könnte. Denn dies alles wird in der EU entschieden und vom Bund umgesetzt. Allerdings sieht Thomas Marwein den Einsatz von Gentechnik auch inhaltlich kritisch: „Der Beweis, dass Gentechnik im Weinbau wirklich funktionieren würde, ist noch nicht erbracht. Man könnte die Reben damit zwar vor einzelnen Schädlingen schützen, aber kaum wäre ein Problem eliminiert, könnte eine neues, anderes auftauchen.“ Abschließend wurde noch die zunehmende Verwaldung und Verbuschung von Rebflächen erörtert. Insbesondere Steilhänge werden zunehmend weniger bewirtschaftet: Winzer treten in den Ruhestand ein und finden keinen Nachfolger – der Verkauf ist schwierig, obwohl der Bodenrichtwert schon auf 5,- Euro heruntergesetzt wurde. Wenn die Flächen dann auch noch auf innenliegend und mitten in den Weinfeldern brachliegen, wirkt sich das nicht nur negativ auf die angrenzenden Rebflächen, sondern auch auf das Landschaftsbild aus. Die Vermarktung als Tourismusregion wird dadurch schwieriger. Hier müssen in den kommenden Jahren Lösungen wie der Verkauf der Flächen für Ausgleichsmaßnahmen mit Mähauflagen oder Grundstückstausche gefunden werden. —— Bild (v.l.n.r.): Georg Sieferle, Amalie Lindt-Herrmann, Thomas Marwein, Matthias Wolf © Wahlkreisbüro Thomas Marwein Teilen mit:Klick, um über Twitter zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet)Klick, um auf Facebook zu teilen (Wird in neuem Fenster geöffnet) Ähnliche Beiträge