Jonas Meßmer von Stadtmobil Südbaden war zu Besuch beim Digitalen Stammtisch zum Thema „Carsharing“

Im Rahmen des Digitalen Stammtisches des Kreisverbands Ortenau von Bündnis 90/Die Grünen sprach Jonas Meßmer von Stadtmobil Südbaden am 22.11. zum Thema „Carsharing. Ein Beitrag zur Mobilitätswende!? – Durch echtes Carsharing wird das Auto zum Teil der Lösung“.

Eingangs stellte Jonas Meßmer das Unternehmen Stadtmobil Südbaden kurz vor. Stadtmobil Südbaden gründete sich in den 90er Jahren als Selbsthilfeverein. Damals sei es in erster Linie um eine effizientere Nutzung von Autos und Kosteneinsparungen gegangen. Auch der Umweltaspekt habe schon damals eine Rolle gespielt, sei aber heute noch wichtiger geworden.
Stadtmobil Südbaden habe 350 Fahrzeuge in Südbaden (in der Ortenau, Freiburg, Lahr sowie von Waldshut bis Konstanz). Seit 2014 gebe es zudem das Tochterunternehmen my-e-car, mit der e-Carsharing betrieben werde.

Das oberste Ziel von Carsharingsangeboten sei es, die Verkehrswende gemeinsam zu gestalten. Basierend auf der Annahme, dass die Probleme im Verkehrssektor bekannt sind und die Einigkeit herrscht, dass Handlungsbedarf besteht, zeigte Jonas Meßmer Vorteile auf, die das Teilen von Autos bietet:

⦁ weniger Autos auf der Straße
⦁ Verwendung emissionsarmer Fahrzeuge
⦁ Optimierte Auslastung der Fahrzeuge (Privatautos stehen i.d.R. 23h am Tag rum).
⦁ Erhöhung der Fahrzeugbesetzung: Fahrgemeinschaften bilden, Autos möglichst voll besetzen.
⦁ Verzahnung mit dem ÖPNV ist wichtig. -> nach hinten (separat) kein Vorteil, sondern eine Forderung
⦁ Verfügbarkeit des passsenden Fahrzeugs für den entsprechenden Einsatzzweck

Jonas Meßmer betonte, dass eine Verzahnung mit dem ÖPNB wichtig sei (Stadmobil Südbaden sieht Carsharing als Ergänzung zum ÖPNV). Desweiteren erklärte er, dass es zwei Arten von Carsharing gibt und erläuterte deren Unterschiede. Zum einen gibt es Stationsbasiertes Carsharing, wobei das Auto im Voraus (egal, ob 30 Minuten oder 3 Monate vorher) gebucht werden muss. Hier wird das Auto von einer festen Station abgeholt und später auch wieder dort abgestellt.
Das andere Konzept nennt sich Freefloating, wobei es – innerhalb eines definierten Gebiets – eine freie Standortwahl gibt. Das Fahrzeug steht immer dort, wo die letzte nutzende Person das Fahrzeug abgestellt hat. Bei dieser Form des Carsharings schauen die Nutzer*innen bei Bedarf spontan, wo das nächste Fahrzeug steht und reserviert dieses. Innerhalb des definierten Gebiets kann es dann später an anderer Stelle wieder abgestellt werden. Der Vorteil von Freefloating bestehe Herrn Meßmer zufolge darin, dass man spontan sein und one-way-Fahrten machen könne. Hierbei sei jedoch wichtig, dass das Auto nicht für Strecken genutzt wird, die auch problemlos mit Bus und Bahn genutzt werden können.

Mit Blick auf die durch Carsharing zu erwartende Verkehrsentlastung verwies Jonas Meßmer auf Studien, die gezeigt hätten, dass der Fahrzeugbesitz bei stationsbasiertem Carsharing sowie bei einer Nutzung von beiden Carsharinvarianten abnehme. Ein Carsharingfahrzeug könne 7-20 PKW ersetzen. Werde hingegen ausschließlich Freefloating genutzt, gehe der Besitz von Fahrzeugen nicht zurück. Das liege daran, dass beim Freefloating kein Verlass darauf sei, dass bei Bedarf auch wirklich ein Auto in der Umgebung verfügbar ist. Das eigene Auto diene beim Freefloating somit quasi noch als Reserve. Dies sei auch der Grund dafür, warum Stadtmobil Südbaden bis heute nur stationsbasiertes Carshaing anbiete.

Carsharing ist für all jene von Interesse, die ein Auto benötigen. Entscheidend sei Jonas Meßmer zufolge, dass regelmäßge Fahrten zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus oder Bahn abgedeckt werden und Carsharingsangebote eine Ergänzung darstellten. Für Pendler sei Carsharing folglich i.d.R. keine Alternative. Auch für Unternehmen könne Carshaing interessant sein, wenn sie keine feste Fahzeugflotte benötigten, bspw. weil der Mobilitätsbedarf fluktuierend ist. Kommunalpolitisch attraktiv seien Wohnbauprojekte, da Neuzugezogene noch kein festes örtliches Mobilitäsverhallten hätten. Da die größte Herausforderung hinsichtlich der Annahme von Carsahringsangeboten eine Verhaltensänderung und das Aufbrechen fester Gewohnheiten sei, biete es sich an, in Neubaugebieten von Anfang an ein (stationiertes) Carsharinangebot zu schaffen und somit Teil der Gewohnheit zu werden. Im Gegenzug könnten bei Wohnbauprojekten private Stellplätze abgebaut werden.
Im ländlichen Raum könne Carsharing ein Privatauto nicht gänzlich ersetzen. Aber zumindest könne es dazu beitragen, auf einen Zweit- oder Drittwagen zu verzichten.

Auch im Urlaub oder auf Reisen könne Carsharing genutzt werden. Bei der sogenannten Quernutzung seien nicht nur Fahrten in andere Städte möglich, sondern es gebe auch Kooperationen mit anderen Ländern (z.B. Frankreich). Aufladungen zwischendurch stellten hierbei i.d.R. kein Hindernis dar, da es Karten gebe, auf denen alle Ladestationen in Europa abgebildet seien.

Zusammenfassend hielt Jonas Meßmer fest, dass der ruhende Verkehr durch Carsharingsangebote reduziert werde und die Nutzung schadstoffarmer Fahrzeuge eine CO2-Reduktion bedeute. Auch könnten monatlich Kosten gespart werden. Es sei jeder und jedem zu empfehlen, Carsharing einfach mal auszuprobieren.

Nach seinem Vortrag beantwortete der Referent noch Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Domenic Preukschas vom KV Grüne Ortenau apellierte zum Schluss an die Teilnehmer*innen, in der eigenen Kommune darauf hinzuarbeiten, dem Mobilitätsnetzwerk Ortenau beizutreten, denn der Vernetzungsgedanke erleichtere für viele Gemeinden den Schritt zur Verkehrswende.

Der KV Grüne Ortenau bedankt sich bei Jonas Meßmer für seinen Besuch.

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